Wir haben uns in den letzten Beiträgen mit Bildung beschäftigt. Es kursieren ganz unterschiedliche Verständnisse, die sich zum Teil ergänzen und zum Teil ausschließen. Oft genug lieg der Schwerpunkt auf dem Individuum, das sich nach allen Seiten und mit allen seinen Begabungen entwickeln sollen.
Aber der Mensch ist nicht als Einzelwesen gedacht, der Mensch ist ein Beziehungswesen, das sich anderen verdankt und dass sich anderen schuldig ist! Durch Bildung sollen sich also keine Egomanen entwickeln, sondern Beziehgungswesen. Deshalb sind andere Menschen auch so enorm wichtig, deshalb ist Distanzunterricht gerade so herausfordernd. Der Mensch wird am Du zum ich“ (Buber)! Der Mensch ist sich gleichsam den anderen schuldig.
Bildung zielt nach der Überzeugung von Wolfgang Klafki auf die Fähigkeiten zur Selbstbestimmung, zur Mitbestimmung und zur Solidarität.
Selbstbestimmung: Menschen sollen in den Beziehungen des Lebens und im Blick auf den Sinn (zwischenmenschlich, beruflich, religiös, ethisch) selbst bestimmen können. Dazu sollen sie Persönlichkeiten werden und ihre besonderen Gaben entwickeln.
Mitbestimmung: In Gesellschaft und Politik sollen alle Menschen mitbestimmen und verantwortlich handeln können. (Partizipation!) Sie sind keine Mitläufer, sondern das Volk bestimmt die Regierung!
Solidarität: Bei der Solidarität geht es um den Einsatz für andere, für die Selbstbestimmung und Mitbestimmung nicht möglich sind, warum auch immer. Dies gilt auch für die Unterstützung von Opfern aller Art, sei es durch Naturkatastrophen oder Krieg.
Klafki brachte also fundamentale politische Forderungen in den Bildungsbegriff ein. Diese Vorschläge halte ich auch aus einer christlich-ethischen Perspektive für grundlegend und wahr.