Wahrnehmen
Am Ende des Kirchenjahres geht unser Blick hinaus in Gottes Zukunft mit den Glaubenden: Der Ewigkeitssonntag steht vor der Tür. Der Wochenspruch aus den Abschiedsreden Jesu nach Lukas bereitet die Glaubenden auf die Wiederkunft des Herrn vor.
Lasst eure Lenden umgürtet sein und eure Lichter brennen.
Lukas 12,35
Jesus gebraucht das Bild eines Hausherren, der nachts von einer Hochzeitsfeier zurückkehrt und den seine Diener erwarten sollen, damit sie ihn rasch ins Haus lassen, aus der nächtlichen Unsicherheit der Straße in den Schutz des Hauses.
Die Diener sollen den Hausherren angezogen erwarten und Licht bereithalten. In der Antike ist das Entzünden einer Lampe komplizierter als heute.
Interpretieren
Im Kontext beschreibt Jesus das Szenario, dass der Hausherr wirklich sehr spät kommt, erst gegen Morgen trifft er ein. Für die Hausangestellten wird das eine Herausforderung, denn ein langer Arbeitstag liegt hinter ihnen. Nun dauert es sehr lange, bis er heimkommt.
Vielleicht gehen manche mit einer Lampe vor die Tür, lauschen in die Nacht: Kommt er schon? Er wollte doch bald kommen, oder? Ist ihm etwas zugestoßen? Haben wir ihn falsch verstanden?
Vielleicht wollen andere die Verspätung noch für die Erledigung liegengebliebener Arbeiten nutzen: Die einen kontrollieren die Vorräte, die anderen erarbeiten Vorschläge für eine Renovierung. Wieder andere machen einen Vorschlag für den Speiseplan der nächsten Tage.
Vielleicht werden andere Opfer ihrer Müdigkeit. Ihre Augen fallen zu und sie schlafen fest ein. Sie haben keine Kraft mehr und halten nicht länger durch. Oder sie glauben, dass Ihr Herr sie verlassen hat, dass er gar nicht vorhat, wiederzukommen.
Alle drei Gruppen kennen wir: Die einen erwarten den wiederkommenden Herrn in einer Mischung von Neugier und Sorge oder Unsicherheit. Wann kommt er wieder? Die Organisatoren und Macher gehen frisch an ihr Werk und arbeiten, was das Zeug hält. Und dann gibt es noch die Müden, die nicht mehr können und überfordert einschlafen.
Planen
Wenn der Hausherr seine Leute bei seiner Rückkehr wach, angezogen und mit Licht gewappnet vorfindet, wird er sein Personal zu Tisch bitten und sie bedienen. Dieser Teil der Geschichte wird sicher auch damals die Zuhörer überrascht haben. Das war nicht aus dem Leben in dieser Welt gegriffen. Ein Hausherr ist damals ein kleiner König, ein unumschränkter Herr seines Haushaltes. Solche Leute lassen sich auftischen und bedienen. Aber so einen hat Jesus nicht im Sinn. Jesu Perspektive stammt aus einer anderen Wirklichkeit, er hat einen Blick auf das anbrechende Reich Gottes geworfen.
Von dort kommt ein Herr, der seinen Bediensteten Wertschätzung und Achtung entgegenbringt. Er versteht ihre Bedürfnisse, ihre Ängste und Sorgen. Sie haben auf ihn gewartet, öffnen gleich die Tür und führen ihn herein. Sie leben, wie er es erwartet. Deshalb belohnt er sie geradezu überschwänglich.
Christus möchte von uns erwartet sein, unsere Lichter sollen brennen. Nicht unbedingt Ungeduld oder hektische Betriebsamkeit und auch nicht Wegdämmern sind angesagt. Jesus fordert von uns Wachheit und Bereitschaft. Findet er das vor, dann lädt er uns zu Tisch in seinem Reich, an seiner Tafel ist für alle gedeckt. Wir feiern ein großartiges Fest.
Wochenaufgabe
Wir können uns am Ende des Kirchentages die Frage stellen: Leben wir in der Erwartung dieser Wiederkunft Jesu? Sind wir uns bewusst, dass er noch kommt?
Sind wir zu beschäftigt, um diese Frage zuzulassen?
Oder fallen uns vor Müdigkeit die Augen zu?