Seit der Alten Kirchen besteht die Einrichtung des Ablasses, durch den Christen die sogenannten „zeitlichen Sündenstrafen“ aus der Welt schaffen können. In der Beichte vergibt der Priester die gebeichteten Sünden und erlegt eine Buße auf (z.B. eine bestimmte Zeit des Fastens o.ä.). Anlässlich des Aufrufs zum ersten Kreuzzug verspricht der Papst den versammelten Christen in Clermont Ablasse, wenn sie am Kreuzzug teilnehmen. In der Folgezeit ermöglichen Päpste, dass man diese persönliche Leistung auch durch das Zahlen mit Geld ersetzen kann.
Namentlich im ausgehenden Mittelalter wird dies zu einem einträglichen Beschaffungsinstrument der Päpste. Gerade die damals aufkommende Geldwirtschaft erhält so ein großes Betätigungsgeld, transferieren die Banken doch große Summen über große Entfernungen. Zwischen dem Vatikan und großen italienischen Bankhäusern (z.B. Medici) entstehen engste Verbindungen.
Um die Ablassgelder in den Ländern einzusammeln, wird der „Ablasshandel“ vor Ort organisiert durch die örtlichen Bischöfe, die wiederum eng mit den großen Bankhäusern zusammenarbeiten (z. B. Fugger) und entsprechende Prediger mit dem „Vertrieb“ beauftragen. 1517 liegt der Ablassvertrieb in den Händen der Dominikaner, an der Spitze steht der erfolgreiche Johannes Tetzel. Dieser soll angeblich besonders erfolgreich gewesen sein, indem er geradezu „marktschreierisch“ gearbeitet haben: „Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt!“ Von überall strömen Menschen herbei, um für sich und ihr „Seelenheil“ die Zukunft zu sichern und Gott gnädig zu stimmen – ohne dass sie für begangene Verfehlungen Buße tun müssen.
An dieser Praxis nimmt Luther theologisch Anstoß und stellt seine lateinischen 95 Thesen auf, die er mit Fachkollegen diskutieren will.
Da diese Thesen auf eine breite Resonanz treffen, stellen sich die verantwortlichen Bischöfe und Tetzel gegen den Wittenberger Mönch. Der Leipziger Theologieprofessor Johannes Eck stellt seinerseits Thesen zum Ablass auf, in denen er den Ablass verteidigt.
Er gehört selber dem Dominikanerorden an. In Leipzig findet schließlich in der ersten Julihälfte 1519 eine wissenschaftliche Disputation zwischen Eck und Luther statt, in der der weitaus erfahrene Eck Luther dazu bringt, die Irrtumslosigkeit der Konzile zu leugnen. Das stellt Luther unter Häresieverdacht.
Die Bischöfe gehen noch einen Schritt weiter, verlangen von den Augustiner-Eremiten ihren abtrünnigen Mönch in seine Schranken zu weisen. Auf einer Generalversammlung des Ordens in Heidelberg verantwortet sich Luther – und er erhält breite Unterstützung durch seinen Orden, einige junge Theologen wie Buber und Brenz werden zu Luthers Anhängern.