Lebenskrisen

Im Laufe des Lebens durchlaufen wir auch verschiedene Krisen, die uns in unserer Entwicklung herausfordern, aber auch weiterbringen.

Häufig hängen Veränderungen unseres Selbst mit Lebenskrisen zusammen, die unser Leben treffen. Schon Erikson sprach von acht Krisen der psychosozialen Entwicklung, die Menschen in ihrem Entwicklungsverlauf durchleben und bewältigen müssen.

Dazu hat Montada gezielt „kritische Lebensereignisse“ in den Blick genommen: Geburt eines Geschwisterkindes, Scheidung der Eltern, Orts- und Schulwechsel, Arbeitslosigkeit, schwere Erkrankung oder der Tod nahestehender Personen. Alle Ereignisse führen zu einem Einschnitt in den Lebenslauf, der später oft als Wendepunkt beschrieben wird. 

Bei der Bewältigung kommt es dabei auf die subjektive Bewertung an. So kann z.B. eine Schwangerschaft ein lange ersehntes Glück darstellen oder einen Schock etwa zu Beginn der beruflichen Karriere hervorrufen. Für die Bewertung kritischer Lebensereignisse spielt es auch eine Rolle, ob viele andere betroffen sind, etwa bei Naturkatastrohen, einer Pandemie oder einer Betriebsschließung. 

Ein kritisches Lebensereignis kann dabei positiv wie negativ beurteilt werden, jedenfalls sind anstehende Herausforderungen oder Probleme zu lösen. Die Geburt des ersten Kindes stellt eine Reihe von Fragen: was ist anders zu organisieren, was muss gelernt werden, welche Auswirkungen hat dies auf die sozialen Kontakte? Eine anstehende Scheidung stellt andere Fragen für die bisherigen Ehepartner und ihre Kinder. 

Herausfordernd sind Verluste wie der des Lebenspartners oder der Gesundheit oder des Berufes. Oft sind weitere Verluste damit verbunden, etwa Selbstvertrauen, Status, finanzielle Sicherheit, Lebenssinn und Lebensziel. Diese Verluste müssen ausgeglichen oder anders bewältigt werden. Wie soll ich das schaffen? Wie komme ich allein zurecht?

Auch soziale Konflikte gehören zu den kritischen Lebensereignissen, wenn jemand verantwortlich gemacht wird für eine Krankheit, eine Trennung, einen Unfall. Schließlich führen all diese Ereignisse häufig zu belastenden Emotionen (Hilflosigkeit, Angst, Empörung, Bitterkeit, Scham, Schuld usw.), die bewältigt werden müssen. 

Für die Verarbeitung kritischer Lebensereignisse können drei Konstruktionen helfen: Erklärung der Ursachen, Klärung der Verantwortlichkeit, Sinnsuche (Oerter/Montada 1998: 69). Schließlich stellen sich auch Fragen hinsichtlich von Risiko- und Schutzfaktoren: Während manche Menschen kritische Lebensereignisse von scheinbar gut bewältigen, drohen andere daran zu zerbrechen. Hier hat die Resilienzforschung aufzeigen können, dass der frühkindlichen Bindung für das weitere Leben eine grundlegende Bedeutung zukommt.

Soziale Unterstützung erweist sich im Allgemeinen bei der Bewältigung kritischer Lebensereignisse hilfreich, aber sie reichen meistens nicht aus. Selbstwirksamkeitsüberzeugungen und die Fähigkeit zum selbständigen Problemlösen wirken wechselseitig aufeinander ein. Negative Reaktionen auf kritische Lebensereignisse wie Zurückweisung oder Schuldvorwürfe sind fast immer problematisch.Durch die Bewältigung der kritischen Lebensereignisse folgt ein Zuwachs an erlebter Selbstwirksamkeit gepaart mit Stolz auf die eigene Leistung bei der Bewältigung