Den Weg der Freude gehen
Wir sind keine Laune der Natur und kein Kind des Zufalls, sondern als Menschen von unserem Schöpfer gewollt und am Leben erhalten. Unser besonderer Auftrag im Leben hat mit unseren Lebensaufgaben zu tun. Um uns auf die Spur zu kommen, wird zunächst einmal eine Bestandsaufnahme hilfreich sein. Dazu mögen die folgenden Fragen helfen.
- Welche Gaben und Fähigkeiten habe ich? Manches können wir seit unserer Kindheit gut und wurde schon von unseren Eltern und Großeltern entdeckt. Wir haben diese Gaben vielleicht regelmäßig ausleben können und haben sie entsprechend entwickelt. Wir sagen dann, dass es uns leicht von der Hand geht. Oft empfinden wir bei manchen Tätigkeiten auch ein hohes Maß an Freude, ja solches Tun setzt sogar mehr Energie frei, als es uns an Kraft kostet. Im Gegenteil kostet es uns Kraft, es nicht zu tun. Paulus konnte es nicht lassen, das Evangelium zu verkünden. Ein Künstler kann es etwa nicht lassen, ein Bild zu malen, eine Fußballerin muss gegen den Ball treten, ein Lehrer muss anderen die Welt erklären, ein Verwalter muss Dinge organisieren.
- Manchmal können wir manche unserer Begabungen schon bei unseren Eltern und Großeltern beobachten, vielleicht gehört das dann zum Familienerbe? So kann man manchmal beobachten, dass Familien eine Schar von Pfarrern, oder Lehrern hervorgebracht haben. Natürlich können manche Begabungen auch Ausdruck der Sozialisation sein, wenn etwas Bestimmtes einfach zur Familienkultur gehört und man das so macht.
- Manche Fähigkeit verdanken wir auch unseren Lehrern und Freunden. Vielleicht haben wir ihnen eine Kunstfertigkeit abgeschaut und uns angeeignet. Vielleicht haben sie auch eine besondere Begabung bei uns entdeckt, geweckt und gefördert.
Auf Gefühle achten
Bei manchen Fähigkeiten und scheinbaren Begabungen spüren wir einen unerklärlichen Druck.
- Vielleicht entsprechen diese Begabungen gar nicht unserer Berufung, sondern sind durch unsere Umwelt an uns herangetragen worden. Manche mussten etwa aufgrund der besonderen Familienkonstellation lernen, Einfühlungsvermögen zu entwickeln, um den Bedürfnissen der Mutter oder des Vaters zu entsprechen.
- Vielleicht mussten andere aufgrund heftiger und andauernder Familienzwistigkeiten ein diplomatisches Geschick entwickeln. Später zeigt sich dann, dass manche Fähigkeiten, die wir so entwickelt haben, unsere Kräfte verzehren und nicht wirklich Freude bereiten.
Daher ist es sehr wichtig, die eigenen Fähigkeiten genauer unter die Lupe zu nehmen und zu schauen, ob sie zu uns passen oder ob wir sie gleichsam unter Zwang ausüben. Auch dabei hilft uns die Freude.
Übung
Die folgenden Fragen können dabei eine Hilfe sein: Bereitet es mir Freude, die Tätigkeit auszuüben oder stresst sie mich. Geht sie mir leicht von der Hand oder kostet es mich eine Riesenanstrengung? Wachse ich an dieser Tätigkeit? Ist sie Ausdruck meiner Identität?
- Woher komme ich?
- Welche Fähigkeiten haben meine Eltern und Großeltern?
- Wo haben mich Lehrer, Trainer, Geschwister, Freunde beeindruckt und geprägt?
- Welche Gaben und Fähigkeiten habe ich?
- Was kann ich gut (seit Kindheit)? Was geht mir leicht von der Hand?
- Was bereitet mir Freude? Was schenkt mir Erfüllung?
- Auf was verzichte ich ungern?
- Gemeinschaft: Wie erleben mich andere?
- Worin sehen andere meine Stärken?
- Wofür werde ich regelmäßig gelobt?
- Zukunft: Wo will ich in 5 Jahren sein?
- Beruflich?
- Familiär?
- Wissen, Weiterbildung, Erfahrung?
- Lebensvision?
- Persönliches Vorbild
- Was finde ich bewegend an diesen Menschen?
- Welche Eigenschaften/Begabungen bewundere ich an anderen?
- Was will ich? Was ist meine Berufung, was meine Vision?
- Welchen Werten folge ich?
Wenn ich die Fragen für mich beantwortet habe, kann ich das Ergebnis etwa in eine Wortwolke fassen. Ich kann mir auch Bilder überlegen und z.B. aus Zeitschriften ausschneiden und auf eine Pinnwand stecken. Von Zeit zu Zeit kann ich diese Collage betrachten, ergänzen, verändern. Eine Visualisierung hilft dabei, die Berufung oder Vision zu verfolgen!