Gerade habe ich viel um die Ohren – das Schuljahr geht zu Ende und die Arbeit nimmt scheinbar täglich zu. Manches muss liegen bleiben. Manchmal kommt alles auf einmal. Die Arbeit und die Familie fordern heraus. Zum Glück gibt es Sonntage, an denen ich meine Freiheit von allen Verpflichtungen feiere. Dazu gehört auch der Umgang mit Gott.
Diesen Umgang pflege ich schon morgens unter der Woche. Ich beschäftige mich mit den Wochensprüchen, kurzen Bibelworten, die über dem kommenden Sonntag und der folgenden Woche stehen. An diesem Sonntag geht es um das Wort:
Aus Gnade seid ihr gerettet durch Glauben und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es. Denn wir sind sein Gebilde, in Christus Jesus geschaffen zu guten Werken, die Gott vorher bereitet hat, damit wir darin wandeln sollen.
Epeheserbrief 2,8+9
Das Bibelwort verweist auf eine Gabe Gottes: Die Leser in Ephesus sind „aus Gnade durch den Glauben gerettet“. Das ist ein Geschenk Gottes! Sie sind „in Christus Jesus geschaffen zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, dass sie darin wandeln sollen“.
Von einem Schöpfungsakt ist hier die Rede! Das mit „geschaffen“ übersetzte Wort (grch. ktizein) meint im Griechischen eine Stadt gründen, errichten oder schaffen. Das Wort wird auch bei der Besiedlung eines Landes gebraucht („bevölkern“). Die Christen gleichen also den Menschen in einer neu gegründeten Stadt.
Die neue Siedlungsgemeinschaft der Christen hat eine Aufgabe. Sie ist „geschaffen“ worden, um „gute Werke“ zu tun, die Gott zuvor bereitet (Menge übersetzt „bereitgestellt“) hat. Klingt das nach Stress und Arbeit? Auf den ersten Blick vielleicht schon. Aber sehen wir es mal so:
Wir sind von Gott angesprochen. In Christus sind wir neu geworden und müssen uns nicht mehr um uns selber drehen, sondern leben in Beziehung zu Gott und zu anderen Menschen nach den Lebensregeln des Himmelreiches. Das macht unseren Lebensstil aus. Gottes Heiliger Geist wohnt in uns, ermuntert, ermahnt und korrigiert uns.
Es ist uns gesagt, was wir tun sollen: Gott lieben und ehren, von keinen anderen Mächten das Leben erwarten und den Feiertag beachten. Anderen Menschen das Leben gönnen und nichts gegen sie unternehmen, ihr Eigentum achten und nichts Falsches über sie sagen. Für unsere Eltern sorgen und sie ehren, unsere und andere Ehen akzeptieren.
Das kann ich als Stress betrachten. Ich kann es aber auch als Entlastung sehen: Ich muss nicht ständig Neues suchen. Ich darf den Augenblick genießen und mit dem Vorhandenen zufrieden sein. Ich muss nicht das haben und tun, was andere haben und tun. Täte ich das, bekäme ich dadurch Stress: Mein Neid auf andere bringt die anderen in Distanz, vergreife ich mich an deren Eigentum, bringt mir das Stress. Das muss ich nicht ausführen. Ähnlich ist es, wenn ich meine Ehe in Frage stelle. Manche machen das, aber wird ihr Leben am Ende „besser“ und „stressfrei“?
Ich kann mich entscheiden, ob ich alles infrage stelle und mich nur an anderen messe. Ob ich allem hinterher jage und ständig Neues ausprobiere. Ob ich mein Leben vom Konsum und Vergleichen erwarte – das ist doch der Stress. Und ich kann diesen Lebensstil des Himmelreiches leben. Ich kann mein Leben als Geschöpf vom Schöpfer empfangen und in Dankbarkeit leben, was ich alles als „Gabe“ empfangen habe. Und ich kann aus dieser Dankbarkeit leben. Das verändert die Welt um mich herum. Ich setze mich für andere ein, gönne ihnen ihr Glück und bin nicht neidisch. Ich gebe anderen etwas ab… Ich bewahre die Schöpfung in meinem kleinen Bereich. Das ist doch schon etwas.