Berufung oder Vision?
Manche reden von Vision, manche von Berufung. Mir gefällt der Begriff Berufung, weil ich damit einen „Ruf“ verbinde, durch den zunächst der Schöpfer in mein Leben spricht: Wie andere Menschen bin ich einzigartig geschaffen. Ich habe bestimmte Begabungen: Ich kann gut Dingen auf den Grund gehen und verstehen, ich kann etwas gut erklären. Von Kindheit an habe ich mich um das Miteinander von Menschen bemüht, habe Konflikte offengelegt und unterschiedliche Leute zur Zusammenarbeit bewogen. Wenn ich meine Gaben auslebe, bereitet mir das Spaß und Freude. Ich denke bei Berufung nicht so sehr an Fremdbestimmung, sondern um eine wohlwollende Förderung durch Gott.
Andere sprechen lieber von einer Vision – das kann auch etwas „Übernatürliches“ sein, was man empfangen hat. Manche halten so etwas schlicht für Schwärmerei und können damit nichts anfangen. Für andere ist es ein Aufschlussmoment, der dem Leben Richtung gibt. Philosophen und spirituelle Menschen aller Religionen erfahren solche Aufschlussmomente bis heute. (Wer anhand biblischer oder geschichtlicher Gestalten über Berufung nachdenken will, kann das hier tun: Berufung.)
Ich habe meine Marotten und mache Fehler, verletze andere und muss mich um Versöhnung mühen. Weil ich Fehler mache, kann ich auch anderen ganz gut Verzeihen. Ich vertraue auf Gottes Liebe zu mir und seine Unterstützung in meinem Leben, nichts kann diese Geborgenheit auflösen. Jesus Christus ist mein Lehrer, an ihm orientiere ich mich. Zugleich vertraue ich auf die Führung durch den heiligen Geist.
Wenn das geklärt ist, dann zeigt die folgende Wortwolke, was mir wichtig ist. Manche Begriffe sind wie Container, z.B. Arbeit. Hierzu gehören all die Gaben und Fähigkeiten, die ich „auf Arbeit“ ausübe und einsetze. Vieles ist in mich hineingelegt. Viele Begabungen konnte ich schon als Kind entdecken, sie reiften in der Jugendzeit aus. Manche Fähigkeit konnte ich nicht entdecken und auch nicht entwickeln, dazu gehört das Gitarre spielen oder das Erlernen einer Fremdsprache.
Was ich gut kann, kann ich beruflich wie privat einsetzen. Weil ich es empfangen habe, spreche ich gerne von Berufung: Ich glaube, dass mein Schöpfer mir diese Gaben geschenkt hat und dass ich damit ihm und anderen Menschen „dienen“ kann. Diese Gaben (die Bibel nennt so etwas auch Charismen) verstehe ich als einen Auftrag, einen Ruf Gottes zum Handeln.
Das macht mir übrigens keinen Druck, sondern setzt bei mir eher Kräfte frei. Auch dass ich ein religiöser Mensch bin und ich mich als Geschöpf Gottes verstehe, habe ich als Geschenk erfahren, ist so ein Ruf, den ich höre.
In dieser Wortwolke sind viele Sachen genannt, die für mich wichtig sind.
- Als Geschöpf spielt Gott eine wichtige Rolle, er ist mein Schöpfer und Jesus ist mein Erlöser, der mich aushält und vollendet. Als religiöser Mensch ist meine Gemeinde für mich wichtig; ich mag Stille als Zeit mit Gott und das Predigen.
- Als soziales Wesen sind meine Frau (Ehe), meine Familie (Kinder & Enkel, aber auch meine Eltern) wichtig, dazu kommen meine Freunde.
- Als Mensch ist mir die Arbeit wichtig und damit auch der Feierabend und der Urlaub.
- Als politisches Wesen liegen mir Frieden und Gerechtigkeit am Herzen.
Manche sprechen statt Berufung oder Vision lieber von einem Leitbild, das entsteht durch Nachdenken, das finde ich vielleicht aus der Analyse meines Selbstkonzeptes (siehe auch den Blogbeitrag Selbstkonzept).
Wenn du deine Berufung erkennen oder deine Vision entwickeln willst, kannst du es auf dieser Seite tun: Wie erkenne ich meine Berufung?
Lebensrolle
In meiner Wortwolke zur Berufung standen die Begriffen „Arbeit“ und „Familie“ recht herausgehoben. Meistens ist unsere Rolle im Beruf ziemlich klar, wir haben einen Arbeitsvertrag und ganz bestimmte Aufgaben, die wir erfüllen müssen. Unsere Rolle und Aufgabe in der Familie ist uns aber nicht immer genauso klar.
Im Leben kommt es aber nicht nur auf die einzigartige Berufung und die große Vision an, auch die Lebensrollen sind wichtig.