Mt 17,1-8
Jesus nimmt Petrus, Jakobus und Johannes mit auf einen hohen Berg. Dort wird Jesus „verklärt“ (Luther), „umgestaltet“ (Elberfelder), „verwandelt“ (Menge) und sein Gesicht „leuchtet wie die Sonne“ (alle). Mose und Elia erscheinen in weißen Kleidern.
Petrus ruft daraufhin: „Es ist gut, dass wir hier sind!“ Er möchte für Jesus, Mose und Elia Hütten bauen. Eine „lichte Wolke“ überschattet sie und sie hören eine Stimme: „Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe; auf ihn sollt ihr hören!“
Wahrnehmen
Was für ein Höhepunkt für die drei Jünger! In der Einsamkeit und Abgeschiedenheit des hohen Berges erleben sie eine Transformation Jesu: Er wird vor ihren Augen verklärt, verwandelt, umgestaltet. Sie sind nicht in der Öffentlichkeit auf einem Marktplatz, in einer Synagoge oder im Tempel. Sie sind nicht im Alltag, sondern in der Abgeschiedenheit des Berges.
Immer wieder erfahren wir von Jesus, dass er den Alltag verlässt und in die Einsamkeit geht. Dieses Mal nimmt er drei Jünger mit, weil sie das Geschehen bezeugen wollen. Diese drei wird er auch nach Getsemani mitnehmen.
Deshalb ist es gut, wenn wir wöchentlich den Alltag verlassen und einen Gottesdienst besuchen. Deshalb ist es gut, wenn wir an einer Freizeit teilnehmen, ein Haus der Stille besuchen.
Jesu Aussehen verändert sich, sein Gesicht scheint hell wie die Sonne, seine Kleider leuchten hell und die Lichtgestalten Mose und Elia erscheinen. Dann kommt noch die „lichte“ Wolke. Viel Licht in dieser Geschichte.
Mose steht für den Auszug aus der Sklaverei in Ägypten, die Wüstenwanderung und das Geschenk des Gesetzes. Elia steht für den Einsatz für den wahren Gott und den Kampf gegen zerstörerische religiöse Mächte.
Diesen Moment will Petrus festhalten. „Hier ist gut sein!“ Wir alle kennen das. Wir wohnen einem Aufschlussmoment bei, den Jüngern geht ein Licht über Jesus auf.
Aber die Jünger müssen mit Jesus zurück ins Tal, wo neue Herausforderungen auf sie warten, wo Zweifel und Anfechtung, Leid und Not herausfordern.
Vorher hören sie eine Stimme aus der Wolke: „Das ist mein lieber Sohn, den sollt ihr hören!“ Jesus wird in seiner Berufung und seiner Identität bestätigt, das bezeugen später die drei: „Wir sahen seine Herrlichkeit“.
Verstehen
Die Geschichte von der Verklärung steht zwischen Epiphanias und der Passionszeit. Die Verklärung auf dem Berg stellt einen denkwürdigen Kontrast zur Kreuzigung auf dem Hügel Golgota dar:
Hier offenbart Jesus seine Herrlichkeit, dort offenbart er seine Passion (Leiden und Hingabe!).
Hier strahlen seine Kleider in glänzendem Licht, dort werden sie ihm vom Leib gerissen.
Hier stehen die Lichtgestalten Mose und Elia bei ihm, dort wird er mit zwei Kriminellen gekreuzigt.
Hier überstrahlt eine lichte Wolke die Szene, dort bricht Dunkelheit über das Land herein.
Hier begeistert sich Petrus für den wunderbaren Moment und Ort, dort leugnet Petrus, Jesus zu kennen.
Und das ganze Kreuzigungsgeschehen mündet in der Grablegung und der Auferstehung am dritten Tage, als Jesus wieder mitten unter die Jünger tritt und dann in den Himmel fährt.
Jesus offenbart sich seinen Jüngern auf jenem Berg im hellem Licht des Himmels und in Leiden und Dunkelheit des Kreuzes. Er ist im Glanz und im Leid. Ja das Leiden und Sterben mündet in der Auferstehung. Alle Berichte bezeugen, dass Jesus in seiner menschlichen Gestalt mit den Kreuzigungsmalen erscheint, der mit seinen Jüngern isst und sich anfassen lässt.
Handeln
Solche Momente wollen auch wir wie einst Petrus festhalten – für immer: Wenn wir erkennen, wer Jesus für uns ist. Wenn wir vor der Schönheit der Natur staunen und den Schöpfer loben. Wenn eine Predigt uns bewegt oder ein Bibelwort unser Herz anrührt.
Aber wir wissen, dass wir den Augenblick dieser Nähe zu Gott nicht festhalten können. Nach dem Aufenthalt auf dem Berg geht es zurück ins Tal, nach der lichten Wolke kommt der die Auseinandersetzung mit den Mächten dieser Welt. Nach seiner Verklärung muss sich Jesus diesen Mächten stellen, muss den letzten Kampf auf Golgatha ausfechten.
Auch für uns kommt nach einem lichten Aufschlussmoment der graue Alltag, nach einem Gottesdienst die Dienste in der Welt des Alltags.Lassen wir uns von ihm aus unserem Alltag rufen und nehmen uns Zeit zum Bibelstudium, zum Gebet, zum Lobpreis. Aber unsere Berufung ist nicht die Erkenntnissuche auf einem Berg, in einem Gottesdienst, in einem Haus der Stille, sondern Jesus wieder in den Alltag zu begleiten – nachdem wir diesen Aufschlussmoment hatten und einen Blick in die Zukunft werfen durften.