Joh 10,11-16

Heute geht es um den guten Hirten. Er setzt sich mit seinem Leben für die Schafe ein. Ein Lohnarbeiter, dem die Schafe nicht gehören, verlässt die Schafe und flieht vor einem Wolf. Der Wolf zerstreut die Herde und reißt sie. Der gute Hirte setzt sein Leben für seine Schafe ein.

Der gute Hirte kennt seine Schafe und die Schafe kennen ihn. Er hat auch Schafe aus einem anderen Stall, die er herbeiführt. Und so wird eine Herde sein.

Wahrnehmen

Das Bild vom guten Hirten ist gleichsam typisch für die Bibel. Wir kennen es etwa aus dem Leben Davids, aus den Psalmen oder dem Buch Hesekiel. 

Ein wahrer Hirte setzt sich ganz und gar für seine Herde ein. Er sorgt für gute Weide und Wasser, er beschützt die Herde vor Gefahren. Er begleitet die Herde und gibt den Tieren dabei Sicherheit. Ein schönes Bild.

Die Schafe hören auf ihren Hirten, sie vertrauen ihm. Er beansprucht keine Autorität, sondern er hat sie, weil die Schafe sie ihm zugestehen. Er hat sie sich verdient.

Ich bin kein Schaf. Ich blöke nicht und bin ja nicht blöd. Ich bin auch kein Opfer. Einen guten Hirten hätte ich schon öfter ganz gerne. Der oder die soll auf mich aufpassen, mir Ratschläge geben und mitunter den Weg zeigen.

Manchmal komme ich mir wie ein verlorenes Schaf vor.

Verstehen

In unserer modernen Welt sind Hirten eher seltene Erscheinungen. Dennoch bleibt das Bild eindrücklich: Ein guter Hirte setzt sich für seine Schafe ein. Er handelt verantwortungsvoll. 

Vielleicht würde ein Unternehmer, der nachhaltig wirtschaften will, die Umwelt und das Wohl seiner Mitarbeiter im Blick hat, ein modernes Bild von einem guten Hirten abgeben. Dieser Unternehmer hat auch das Wohl der Region im Blick, ja er kennt viele seiner Mitarbeiter.

Dagegen gleichen viele Manager eher dem Lohnhirten, dem es nur um den Lohn geht und der bei Gefahr seine Herde verlässt. Die moderne Wirtschaft bietet leider viele Hinweise auf solche leitendenden Angestellte, die durch falsche Entscheidungen die Besitzer eines Unternehmens um ihr Eigentum und die Angestellten um ihre Arbeitsplätze bringen. Allzu viele denken nur an Boni und Gehalt. 

Und natürlich gibt es noch andere Bilder von guten Hirten und schlechten Hütern in unserer modernen Welt. Sie gibt es unter Müttern und Vätern, Politikerinnen und Lehrern, Erzieherinnen und Coaches, Ärzten und Pflegenden. Ihnen allen vertrauen Menschen, manche haben das Vertrauen verdient, manche nicht. 

Bis heute gibt es nicht nur gute Hirten, es gibt auch schlechte, die nur auf sich selbst sehen und ihrer Verantwortung nicht gerecht werden. 

Jesu Wort vom guten Hirten zeigt uns auch, dass Menschen einen guten Hirten brauchen. Am Anfang der Bibel fragt Gott Kain, wo denn sein Bruder sei. Der antwortet: Soll ich meines Bruders Hüter sein? Die Antwort auf die Frage wäre: Ja, du sollst auf deinen Bruder aufpassen. Kain hatte Abel erschlagen, Abel hätte einen Hirten gebraucht! Wir sind füreinander verantwortlich. Die Bibel nennt das Nächstenliebe. Aber wir Menschen scheitern oft genug an unserer Verantwortung für andere. Und wieder zeigt sich Jesus als das wahre Ebenbild Gottes. So hat Gott sich uns ausgedacht.

Es braucht den guten Hirten, dem alle vertrauen können. Christen dürfen daher mit Israel bekennen: „Der Herr ist mein Hirte!“ (Ps 23). Ihm vertrauen wir uns an, wir hören auf seine Stimme. 

Das Bild vom verantwortlichen Hirten wird von Jesus erweitert, als er von den anderen Schafen redet, die noch nicht zur Herde gehören. Auch sie werden die Stimme des wahren Hirten hören und ihm folgen. Diese Mission Jesu hält bis heute an und Menschen lassen sich rufen, wenn das Wunder der Umkehr geschieht.

Hören sie den guten Hirten, kommen sie zum Glauben. Sie kehren um und gehen neue Wege.

Handeln

Ich bin kein Schaf. Ich blöke nicht und bin ja nicht blöd. Ich bin auch kein Opfer.

Aber weil ich meinen Lebensweg oft genug nicht übersehe, weil ich mit meinen Entscheidungen falsch liegen kann, weil andere von mir verletzt werden können, deshalb brauche ich einen guten Hirten. Ich will kein Opfer sein, deshalb brauche ich einen, der sich für mich opfert.

Wenn ich Jesus Christus folge, dem wahren guten Hirten, dann führt er mich durch dunkle Täler zu frischem Wasser und saftigen Weiden. Ich darf ihm vertrauen, er schützt mich auch in dunklen Tälern der Angst und des Schreckens. Unser guter Hirte gibt alles für uns, er wird uns neues Leben schenken. Jesus Christus schenkt uns Zukunft und Hoffnung.

Wir müssen nicht allein unterwegs sein, sondern wir sind mit anderen unterwegs.