Der Vorläufer (Lk 1, 67-79)
Zacharias und seine Frau Elisabeth sind alt geworden, sie sind kinderlos. Als er im Tempel dient, erhält er die Verheißung, dass seine Frau ein Kind gebären wird. Schreck und Unglauben durchfahren ihn, es verschlägt ihm die Sprache.
Tatsächlich bekommen sie ein Kind und Zacharias erhält die Sprache zurück. Als erstes lobt er – „vom Heiligen Geist erfüllt“ – Gott: „Gelobt sei der Herr, der Gott Israels, denn er hat besucht und erlöst sein Volk!“ Sein Lobgesang sagt uns: Gott verdient unbedingt Vertrauen – auch gegen jede Vernunft!
Advent verändert schon äußerlich so viel: Nach den dunklen Novembertagen tun uns die Lichterketten in den Innenstädten gut. Adventskränze und Gestecke erfreuen uns. Gelobt sei Gott, endlich Advent!
Aber…
Und doch bleibt unsere Welt so kalt und trüb. Das gilt für die Welt insgesamt: Wie viel Not trifft Menschen durch Krieg und Naturkatastrophen wie Erdbeben und Vulkanausbrüche.
Und das gilt auch für uns persönlich: An der Arbeit darf jetzt nichts liegen bleiben, trotz aller Verzögerungen müssen Arbeiten noch abgeschlossen werden. Schaffe ich das? Und nicht alles geht jetzt harmonisch. Auch manche Bosheit muss verkraftet werden.
Die Aufmerksamkeit in den Medien richtet sich auf das Weihnachtsgeschäft. Wird der Einzelhandel es wieder schaffen? Unser Leben erhielt vor Corona besondere Stressfaktoren: Wie viele Weihnachtsfeiern waren zu absolvieren – im Betrieb, im Verein, in der Gemeinde. Heute stresst eher die Frage: Mit wem kann ich mich noch treffen? Und trotz Corona müssen alle mit Geschenken bedacht werden. Wer jetzt noch nicht alle Geschenke besorgt hat, muss sich sputen.
Und neben diesen alltäglichen Fragen bleibt manches offen. Manche Hoffnung hat sich nicht erfüllt. Manches ist nicht besser geworden. Manche Wünsche haben sich nicht erfüllt, manche Vorsätze haben wir nicht eingehalten.
Aber Gott!
Zacharias lehrt uns, dass das Geheimnis des Lebens nicht aus unseren Anforderungen erwächst und zum Glück hat es auch nichts mit unseren
Möglichkeiten zu tun. Das Geheimnis des Lebens tritt plötzlich und unerwartet in unser Leben. Gott spricht Heil und Leben zu.
Der Lobgesang des Zacharias zitiert Bruchstücke aus dem ganzen Alten Testament, aus acht Psalmen, aus Exodus und Samuel, aus großen und kleinen Propheten. Die ganze Rede besingt: Gott hat sich erbarmt, Licht aus der Höhe erscheint in der Dunkelheit. In allen möglichen und unmöglichen Herausforderungen zeigt sich: Gott ist treu!
Gott weist uns den Weg der Liebe, der Gerechtigkeit, der Freiheit und des Friedens. Bei Zacharias löst die wundersame Geburt seines Sohnes und die Wiedergewinnung seiner Sprachfähigkeit eine große Dankbarkeit und Freude aus.
Das neugeborene Kind Johannes wird ein Prophet des Höchsten sein, der zur Umkehr ruft und auf den Christus hinweist: in die Krippe gelegt und ans Kreuz geschlagen, als Rabbi in der Vollmacht von Worten und Taten erwiesen. Menschliche Liebe, Heilung, Vergebung, Tischgemeinschaft mit allen sind die Zeichen eines Neuen.
Unsere Zukunft
Aber diese Zeichen des Neuen treffen auf eine Welt im Schatten, die Sünde und Tod aushalten muss, in der Krankheiten Leben aufzehren. Die Freude des Advents ist nicht heiter, sondern ernst. So wie das Leben von Johannes und von Jesus nicht voller Leichtigkeit war, sondern von Konflikten, Nachstellung und Leiden gekennzeichnet erscheint.
Aber Gott erweist sich im Advent neu als barmherzig und freundlich zugewandt. Er verheißt Frieden, Gerechtigkeit und Versöhnung. Wir dürfen ihn loben in den wundervollen Adventsliedern „Mit Ernst, o Menschenkinder“ oder „Tochter Zion“ oder „Die Nacht ist vorgedrungen“.
Lassen wir unseren Alltag unterbrechen und erwarten wir ihn? Wo will Er mich ansprechen? Wo erreicht er mich mitten im Trubel? Er will uns in Herz und Sinn kommen.