Martin Luther wird 1483 in Eisleben geboren, wo er auch 1546 während einer Reise stirbt. Er stammt aus einer Bauernfamilie, sein Vater Hans Luder ist in seiner Heimat als ältester Sohn nicht erbberechtigt und wird Bergmann. Durch harte Arbeit und große Sparsamkeit gelingt der Familie ein wirtschaftlicher und sozialer Aufstieg, Hans Luder wird  Unternehmer und kann seinem ältesten Sohn Martin  eine Schulausbildung und ein Studium ermöglichen.

Mit dieser Bildung gehört Martin Luder zur Bildungs-Elite seiner Zeit. 1501 beginnt Luder (mit 18 Jahren) sein Grund-Studium in Erfurt, nach dessen Abschluss tritt er 1505 überraschend (mit fast 22 Jahren)  in das Kloster der Augustiner-Eremiten in Erfurt ein. Rasch macht Luder einen Aufstieg in der Ordenshierarchie, 1517 veröffentlicht er 95 Thesen zum Ablass, die die Welt der Kirche seiner Zeit verändern werden. Aber zunächst sucht er vor allem einen gnädigen Gott.

Martin Luther fürchtet noch als Mönch um sein Heil und will dem Gericht Gottes entgehen. Seine persönliche seelsorgerliche Not führt ihn zur Verzweiflung. Er sucht als Sünder verzweifelt den gnädigen Gott. Durch seinen Eintritt ins Kloster erreicht er sein Ziel nicht. Als Mönch müht er sich um die Überwindung seiner Angst vor Gott.

Wiederholt legt er bei seinem Seelsorger ganze Lebensbeichten ab, aber immer wieder findet er neue „Sünden“. Da ihm dieser kirchliche Weg zu Gott nicht weiter bringt, forscht er verzweifelt in der Bibel, bis er die „reformatorische Entdeckung“ macht.  Seit dieser Entdeckung verändert er die Schreibung seines Nachnamens von Luder in Luther (nach dem grch. eleutherios – der Befreite)! Martin Luther ist 1518 knapp 35 Jahre alt. 

Auch Luther macht eine religiöse Aufschlusserfahrung die sein Leben vollkommen verändert. Man kann diese Entdeckung Luthers einen Paradigmenwechsel nennen. Sie führt ihn in einen nicht umkehrbaren Prozess, durch den er selbst und die Welt, in der er lebt, verändert wird. Die Menschen können und müssen sich nicht selber durch gute Werke vor Gott rechtfertigen, sie dürfen sich als Kinder Gottes seiner Barmherzigkeit anvertrauen und sich das Heil schenken lassen. Gott rechtfertigt den Glaubenden aus Gnaden. Jesus hat am Kreuz die Sünde auf sich genommen, der Glaubende legt die fremde Gerechtigkeit Jesu an, dieser Wechsel verändert alles. Auch die Frömmigkeit. Aus erfahrener Barmherzigkeit tut der Glaubende gute Werke.

Als Luther seine reformatorische Entdeckung veröffentlicht, befreit er sich und eine ganze Generation von schrecklicher Angst. Das Verhältnis zu Gott wird neu entdeckt: Gott ist nicht mehr Gott an sich, sondern Gott für mich. Die persönliche Beziehung  zu Gott verdrängt die religiöse Weisheit über Gott! Statt Angst wird die Liebe zum Grundgefühl der Gottesbeziehung.