Ein neues Konzept von Autorität hat Haim Omer in den 1980er Jahren in Israel zur Unterstützung von Familiensystemen entwickelt. Von dort ist es in Deutschland in der Schule und in der Jugendhilfe rezipiert worden.
Bei der „neuen Autorität“ geht es vor allem um die Präsenz der Lehrenden oder Erziehenden. Nur in Präsenz kann man wirken! Damit wird schon deutlich, dass die Beziehung zwischen Klienten und Lehrenden im Fokus steht. Dabei spielen sechs Dimensionen eine Rolle:
Zunächst geht es schlicht bei Präsenz schlicht um die körperliche Anwesenheit, manchmal sind dableiben und aushalten an sich schon erforderlich. Aber nur so können wir uns auseinandersetzen.
Dann soll die eigene Handlungsmöglichkeit wahrgenommen werden, man spricht von der emotional-moralischen Präsenz: Die Lehrende bleibt beharrlich zugewandt und wirkt beruhigend, etwa durch eine Berührung an der Schulter.
Aus der moralischen Präsenz erwächst bereits die intentionale Dimension: Wir verfolgen eine Absicht, zeigen eine „wachsame Sorge“ für die Kinder und Klienten.
Dann wird die pragmatische Dimension wichtig: Wir erleben uns als selbstwirksam und werden daher als kompetent wahrgenommen. Dabei geht es nicht um Sanktionen, sondern alle Beteiligten müssen zustimmen, um Situationen zu ändern. Dabei wird übergriffiges als solches demaskiert.
Daran schließt sich die internale Präsenz an: Selbstkontrolle soll erlebt werden. In der systemischen Präsenz geht es schließlich um Unterstützung und Vernetzung (Lemme/Körner 2017, 20ff.).
Literatur: Martin Lemme / Bruno Körner 2017: „Neue Autorität“ in der Schule. Präsenz und Beziehung im Schulalltag. 2. Auflage: Heidelberg: Carl-Auer-Verlag; Dieselben 2018: Neue Autorität in Haltung und Handlung. Ein Leitfaden für Pädagogik und Beratung. Heidelberg: Carl-Auer-Verlag