Was ist uns wirklich wichtig? Auf was kommt es uns wirklich an? Was wollen wir in unserem Leben einmal erreicht haben? Diese Fragen stellt Stephen Covey für seinen 2. Weg („Schon am Anfang an das Ende denken“). So wie ein Haus nach vorher erdachten Plänen erbaut wird, so kann auch unser Leben einem vorher erdachten Plan folgen.
Dabei stellt sich die Frage, ob der Plan von uns selber stammt oder ob wir dem Plan anderer folgen. Covey unterscheidet Führung und Management. Während Management auf Ergebnisse ausgerichtet ist, geht es bei Führung um die „große Linie“ und das Ziel.
Für die Führung geht es also um eine Vision und ein Ziel. Auf einer Wanderung erreichen wir das Ziel mit Hilfe einer Karte und einem Kompass. Wenn wir uns auf der Karte orientiert haben, legen wir einen markanten Punkt fest, auf den wir zulaufen: Das mag ein Kirchturm oder eine Bergspitze oder ein Baum auf einem Hügel sein. Ein Kompass hilft uns im unübersichtlichem Gelände einer Stadt oder eines Waldes, in die richtige Richtung zu laufen. Um das Ziel zu erreichen kommt es nicht auf unsere Anstrengung oder unsere Geschwindigkeit an, sondern allein auf die richtige Richtung (und die richtige Karte).
Für die eigene Vision von unserem Leben (also unser Leitbild) braucht es zunächst Orientierung (Selbstwahrnehmung: Wo stehen wir gerade? Wohin wollen wir?). Dazu benötigen wir Vorstellungskraft und unser Gewissen (mit seinen Werten und Prinzipien).
Hin und wieder ist es notwendig, das Drehbuch unseres Lebens umzuschreiben. Das ist etwa nötig, wenn unsere Familienbeziehungen zu zerbrechen drohen. Wir spüren etwa, dass alles äußerlich zu laufen scheint, aber wir merken, dass wir unsere Partnerin oder unsere Kinder nicht mehr wirklich erreichen. Wir müssen dann unsere Werte und Ziele (Wie wichtig ist die Arbeit, wie wichtig ist die Familie) überprüfen und vielleicht schmerzliche Entscheidungen treffen, welche Richtung wir einschlagen wollen.
Covey empfiehlt, ein Leitbild zu formulieren (2004: 122 ff.): Was will ich sein? Was will ich tun? Welchen Prinzipien und Werten will ich folgen. Dabei geht es seiner Überzeugung nach auch darum, die eigene Berufung zu entdecken. Dabei geben das eigene „Selbstwertgefühl“ und die eigene „Identität“ Sicherheit. Dazu brauche es „Orientierung“ (samt den eigenen „Standards, Prinzipien“) und „Weisheit“ („Unterscheidungsvermögen“, „Verständnis“) und „Kraft“, etwas zu bewegen.
Menschen können ganz unterschiedlichen „Zentren“ folgen, etwa der Partnerin, der Familie, dem Geld, der Arbeit, dem Besitz, dem Vergnügen, einer Freundschaft oder einer Feindschaft, der Kirche, dem eigenen Ich. Es ist daher sehr aufschlussreich, die eigene Ausrichtung zu erkennen. Normalerweise sind für uns mehrere „Zentren“ von Bedeutung. Im Alltag merken wir dann, welches gerade die Oberhand hat (Covey: 2004: 135-137).
Manche entscheiden sich etwa wie selbstverständlich für Überstunden an der Arbeit und sagen dafür einer Verabredung im Freundeskreis ab. Oder sie lehnen Überstunden ab und entscheiden sich für eine plötzliche Möglichkeit zu einem Vergnügen. Eine Hilfe besteht für Covey darin, ein „Prinzipien-Zentrum“ aufzubauen, an dem die anderen Zentren sich ausrichten müssen.
Wenn die eigenen Zentren und Prinzipien klar sind, kann ein Leitbild formuliert werden. Dazu kann es helfen, nicht nur unsere Logik, sondern auch unsere Kreativität zu aktivieren. Vielleicht hilft es, sich die eigene Beerdigung vorzustellen und sich vorzustellen, was jemand am Grabe einmal sagen würde.
Für das Aufschreiben geht es um ganz konkrete Formulierungen, ein Leitbild sollte „persönlich, positiv und im Präsens geschrieben, […] visuell und emotional sein“ (2004: 149).
So ein Leitbild sollte dann für das eigene Leben, für die Rollen (als Ehemann, Vater, Angestellter, Vereinsmitglied, Gemeindemitglied usw.) formuliert sein.
Literatur
Stephen R. Covey 2004 (1989): Die 7 Wege der Effektivität. Prinzipien für persönlichen Erfolg. Erweiterte und überarb. Neuaufgabe. 15. Aufl. Offenbach: Gabal Verlag, S. 111ff.