Vision

Eigentlich wird es ein ganz normaler Tag gewesen sein, als Simon seine Netzte säubert und flickt. Vielleicht hat er sich über den vergeblichen Fischzug in der vorhergehenden Nacht geärgert. Und dann kam er, der Mann aus Nazareth, von dem er vielleicht schon gehört hat und der aus seinem Boot heraus zu den Menschen reden wollte. War es seine Menschenfreundlichkeit, war es seine Langeweile, war es die unbegreifliche Autorität des Wanderprediger, die ihn dazu bracht, seiner Bitte zu entsprechen?

Was Jesus genau gesagt hat, wissen wir nicht, es wird um das Evangelium Gottes gegangen sein. Das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen, denkt um und glaubt an das Evangelium! Und plötzlich war für Simon alles anders: Da stand einer mit Vollmacht, die ihm seine Trennung von Gott vor Augen stellte und zugleich diese Trennung überbrückte. Jesus ruft ihn in die Nachfolge, er wird einmal zum Menschenfischer, jetzt folgt er erst einmal Jesus. Was für eine Lebenswende!

Herkunft

Petrus stammt aus Betsaida am See Genezareth (Joh 1,44). Sein jüdischer Heimatort steht unter Einfluss der griechischen Umgebung, ja in gewisser Weise lebt er in einer Diaspora. Sein ursprünglicher Name ist Symeon oder Schimon. Symeon ist ein hebräischer Name, den einer der Stammväter Israels getragen hat (1.Chr 4,24-43). Petrus wird so aber im Neuen Testament nur Apg 15,14 und 2.Petr 1,1 bezeichnet. Die Evangelien benutzen immer den griechischen Namen Simon.

Entweder hat dieser griechische Name später seinen jüdischen Namen ersetzt oder seine Eltern haben ihm einen griechischen Namen gegeben. Dafür könnte sprechen, dass auch der Name seines Bruders Andreas griechischen Ursprungs ist und auch Philippus, der aus dem gleichen Ort kommt, einen griechischen Namen trägt.[1] Simon erscheint als perfekter Name für einen Missionar in einer multikulturellen Umwelt. Petrus stammt also nicht aus einem vom Heidentum abgeschiedenen heiligen Israel, er lebt mitten unter den Griechen und kennt ihre Religionen.

Wir können wohl auch davon ausgehen, dass Petrus zweisprachig aufgewachsen ist, also auch Griechisch neben dem üblichen Aramäisch spricht, als Jude versteht er auch Hebräisch. Er kennt ihre griechische Lebensweise, spricht ihre Sprache und hat im Umgang mit Fremden einige Erfahrungen.

Bei allem griechischen Einfluss auf Simon ist er in seiner jüdischen Glaubenstradition verwurzelt. Wenn Jesus ihn als Simon Barjona (Sohn des Jona) anredet, scheint er diese Frömmigkeit zu betonen. Die jüdischen Reinheitsvorschriften hat Simon verinnerlicht, wie noch Apg 10,9-20 eindrücklich zeigt: Er verspürt größte Abneigung vor dem Gedanken, ein unreines Tier zu schlachten und zu essen. Als er Jesus in seinem Boot predigen lässt und anschließend den Fang seines Lebens macht (???), wird ihm seine ganze Verlorenheit durch Sünde mit einem Schlag deutlich: „Herr gehe von mir, ich bin ein Sünder!“ Simon ist im Judentum tief verwurzelt!

Seinen Lebensunterhalt verdient er als Fischer und besitzt ein Haus in Kapernaum (Matth 8,14). Wann und warum er von Bethsaida nach Kapernaum gezogen ist, wissen wir nicht. Vielleicht ist es eine unternehmerische Entscheidung gewesen, sein Geschäft auf diese Weise zu erweitern. In Kapernaum hat es noch mehr Handel und Wandel gegeben, darauf deutet schon die Existenz einer kleinen römischen Garnison und einer Zollstation hin.

Petrus ist verheiratet, Jesus heilt seine Schwiegermutter (nach Mark 1,29-31 ist es das erste Heilungswunder), später nimmt Petrus seine Frau mit auf seine Reisen (so berichtet Paulus 1.Kor 9,5). Von Kindern haben wir keine Nachrichten im Neuen Testament, jedoch wird bei Klemes von einer Tochter berichtet.

Petrus ist einer der ersten Jünger, die Jesus beruft (Matth 4,18). Von da an zeigen die Berichte der Evangelien, dass er offensichtlich neben Johannes und Jakobus eine herausgehobene Position im Jüngerkreis gehabt hat. Alle Zusammenstellungen der zwölf Apostel nennen ihn an erster Stelle (Matth 10,2; Mark 3,16; Luk 6,14; Apg 1,13), wir finden ihn auch immer wieder in Jesu Nähe, wenn Jesus nur einzelne Jünger mitnimmt, etwa der Auferweckung der Tochter des Jairus (Mark 5,37) und seiner Verklärung (Mark 9,2).

Petrus bekennt Jesus als erster als Christus (Matth 16,16) und versucht Jesus von seinem Leidensweg abzubringen, der ihn darauf hin energisch zurückweist (Matth 16,21 ff.). Auch während der Vorbereitung Jesu auf die Passion in Gethsemane sehen wir Petrus in Jesu Begleitung (Mk 14,33): mit Johannes wird er gesandt, um das Passahmahl zu bereiten (Luk 22,8), während Jesu Verhör folgt Petrus Jesus und verleugnet ihn (Mk 14,66 ff.). Darüber hinaus stellt er Fragen an Jesus, die alle Jünger interessieren, etwa nach dem Zeitpunkt der Wiederkunft Jesu (Mk 13,3) und nach der Tempelsteuer (Matth 17,24 ff.; vgl. auch Matth 15,15; 18,21; 21,10; Luk 12,41; Mark 10,28). Nach Matth 14,28 versucht Petrus auf dem See zu laufen. Den Frauen am Grab trägt der Engel auf, Jesu Auferstehung Petrus und den Jüngern mitzuteilen (Mark 16,7).

Simons Beiname lautet aramäisch Kepha, was zu Deutsch Fels bedeutet: Simon der Fels. So wird er schon in den frühesten Zeugnisses des Neuen Testaments durch Paulus bezeichnet (Gal 1,8; 2,9; 2,11.14; 1.Kor 1,12; 3,22; 9,5; 15,15). Daneben finden wir auch die heute geläufige griechische Bezeichnung Petros (latinisiert Petrus). Diesen Namen hat er nach neutestamentlicher Überzeugung von Jesus erhalten. Wann Jesus ihm diesen Beinamen gegeben hat und warum, ist nicht eindeutig zu klären. Nach Matth 10,2 (Mark 3,16) wird er bereits bei der Berufung der Zwölf so bezeichnet (und nicht erst nach dem Petrusbekenntnis). Bei Johannes ist die Namensgebung vom Petrusbekenntnis sogar ganz gelöst, hier sagt Jesus schon bei der Berufung: „Du bist Simon, der Sohn des Johannes [Kurzform dafür: Jona]; du sollst Kephas heißen, das heißt übersetzt: Fels“ (Joh 1,42). Vielleicht ist Kephas oder Petrus auch so etwas wie ein Spitzname für ihn. Ob er nun als Junge gerne auf die Felsen kletterte oder mit Steinen ins Wasser geworfen hat, oder ob schon sein Glaube anderen fest und wie ein Stein vorgekommen ist, lässt sich nicht sagen.

Nur Matthäus berichtet das Messiasbekenntnis in Verbindung mit der Namensgebung: Jesus will seine Gemeinde auf Simon Fels gründen.

Nachdem er Jesus nachgefolgt, wird er schließlich in Jerusalem Zeuge seiner Verhaftung und Kreuzigung. In diesen unübersichtlichen Ereignissen verleugnet er, zu Jesus zu gehören. Aber Jesus holt ihn zurück, begegnet ihm als Auferstandener und ermutigt ihn neu.

Sonderstellung

Verfolgt man aufmerksam die Berichte vom Verhalten Simons, so mutet er überraschend schwankend an. Wir können sogar zahlreiche Schwächen beobachten, die Evangelien scheinen geradezu ein Interesse daran zu haben, ihn auch als Versager zu zeigen. Petrus ist ganz gewiss kein Heiliger im landläufigen Sinn. Oft sehen wir ihn rasch auf die Bühne laufen und geradezu kläglich versagen. So geht er Jesus auf dem Wasser entgegen und versinkt, so verspricht er Jesus Treue bis in den Tod und wird zum kläglichen, weinenden Verräter.

Simon Petrus ist impulsiv und enthusiastisch. Er scheint der geborene Selbstüberschätzer. Aber während sich die übrigen Jünger abwartend zurückhalten, sehen wir Petrus als Handelnden. In allem Versagen lässt er sich von Jesus immer neu zurückholen, bekennt immer wieder seine Liebe zu und seine Hingabe für Jesus.

Unter den ersten Nachfolgern Jesu hat Petrus eine Sonderstellung. Als Simon bei Caesarea Philippi Jesus als Christus bekennt (Matth 16,13 ff.), sagt Jesus, dass ihm das „Fleisch und Blut“ nicht offenbart haben, sondern der Vater im Himmel. Den Christus Gottes kann man nicht durch Nachdenken und Analysieren erkennen, aber Gott kann sich einem Menschen senkrecht von oben plötzlich erschließen.

Das Christus-Bekenntnis hebt Petrus aus der Jüngerschaft heraus, sieht er doch in Jesus aus Nazareth „den Sohn des lebendigen Gottes“. Bei Caesarea Philippi steht damals ein Tempel für Augustus („Sohn des göttlichen Caesar“) und die Göttin Roma. Insofern hat das Bekenntnis des Petrus geradezu eine politische Bedeutung, wenn er Jesus als Sohn den lebendigen Gottes bezeichnet. Hier wird aus Simon Barjona der Simon Petrus.

Wir müssen daher davon ausgehen, dass Petrus nicht durch eine besondere Leistung zum „Fels der Gemeinde“ geworden ist. Gottes Gnade hat ihn erwählt und berufen, Simon der Fels zu werden. Noch viele Höhen und Tiefen hat er erleben müssen, Jesus hat es nicht leicht mit ihm gehabt. Noch vor der Kreuzigung wird Petrus zum Verleugner, ihn überhaupt gekannt zu haben. Als Mensch ist Petrus schwach.

Aber Jesus kennt Petrus, „rechnet“ mit seinem Versagen und betet für ihn. Und er erscheint ihm als Auferstandener, richtet ihn wieder auf, stärkt und motiviert ihn. Nicht die besondere Leistung des Simon machen ihn zum Fels, sondern seine echte Beziehung zu Jesus, die Schuld bekennt und im Versagen Hilfe bei Jesus sucht.

Auf die dreifache Frage Jesu, ob er ihn liebt, stammelt Petrus traurig: „Herr, du weißt alles, du erkennst, dass ich dich lieb habe.“ (Joh 21,17). Macht ihn auch das geeignet als Fels, als Missionar und Leiter, dass er um seine Schwächen und sein Versagen weiß?

Vielleicht ist es daher das kräftigste Symbol für das Christsein auf den traditionellen Kirchendächern: Der Hahn als Symbol des Versagens des Zeugen Simon Petrus. Hier wird Petrus zu unserem Bruder: Wie er übersehen wir oftmals unser Tun nicht, wie er versagen wir oft. Wie Petrus sind wir auf Gottes Erbarmen und Vergeben angewiesen. Unsere eigene Kraft ist schwach, wir sind alle Versager. Aber Gott hat ein Herz für Versager. Und dieses liebende Vaterherz löst in Petrus eine gewaltige Leidenschaft für alle Menschen aus. Jesus schenkt ein neues Herz. Das Alte vergeht, Neues wird.

Kurze Leiterschaft

Zu Lebzeiten Jesu erscheint Petrus immer wieder wie der Sprecher der Jünger gegenüber Jesus, nach Jesu Tod und Auferstehung tritt er als Leiter auf. Bereits vor seiner Kreuzigung fordert Jesus Simon auf, nach seiner Rückkehr zu Jesus die „Brüder“ zu stärken (Luk 22,31 f. vgl. Joh 21,15 ff.). Ihm ist der Auferstandene dann nach dem Zeugnis des Paulus zuerst erschienen (1Kor 15,5). Das berichten auch die Jünger den zurückgekehrten Emmausjüngern: „Der Herr ist wahrhaftig auferstanden und dem Simon erschienen“ (Luk 24,34). Mit dieser Begegnung kommt Simon die zentrale Rolle in der Zeit nach der Auferstehung zu. Er übernimmt Leitung und Missionsauftrag in der Stunde Null.

Lukas zeigt uns Petrus in der Jerusalemer Gemeinde als Leiter mit Autorität: Er fordert die Nachwahl eines 12. Apostels (Apg 1,15), er hält Pfingsten eine große Predigt (2,14) und fordert die Menschen zur Umkehr auf (2,38). Er heilt einen Lahmen (3,1 ff.), hält eine weitere Predigt (3,12 ff.) und verantwortet sich mutig vor dem Hohen Rat (4,1 ff.; 5,29). Gegenüber Ananias und Saphira übt er Gemeindezucht (Apg 5,1).

Die Apostelgeschichte zeigt ihn als Leiter, Organisator, Prediger und Wundertäter (Apg 5,14 f.) sowie als offiziellen Vertreter der Gemeinde vor den jüdischen Behörden. Paulus bezeichnet ihn in Gal 2,9 als eine der drei Säulen. Darüber hinaus unterstützt er die Anfänge der Mission in Samaria (Apg 8,14 ff.) und gegenüber den Heiden, er tauft Cornelius (Apg 9-10) und setzt sich anschließend in Jerusalem für die Heidenmission ein (Apg 11,2-18). Seine Herkunft aus dem griechisch beeinflussten Betsaida und seine Mehrsprachigkeit bereiten ihn hervorragend zum Missionar unter Juden in der Diaspora und den Heiden vor.

Herodes lässt Petrus schließlich im Jahr 41 verhaften, er wird befreit und verlässt Jerusalem. „Er begab sich an einen anderen Ort.“ (Apg 12,17). Danach verliert sich seine Spur in der Apostelgeschichte, nach 11 Jahren taucht er beim Apostelkonzil noch einmal auf (Apg 15,6-29) auf, dann scheint sich Lukas nur noch für Paulus zu interessieren. Das Leitungsamt des Petrus in Jerusalem hat längst Jakobus übernommen, der Bruder Jesu, der auch bei den Juden in hohem Ansehen steht.

Petrus als Missionar

So führt Petrus nur kurze Zeit die Christenheit in Jerusalem. Wir finden Petrus dann nicht mehr in Jerusalem, sondern unterwegs. Paulus berichtet 1.Kor 9,5, dass Kephas seine Frau auf den Missionsreisen mit sich führt. Vielleicht ist Simon Petrus nun der große Menschenfischer, wie es Jesus ihm verheißen hat. Seine Erlebnisse in Joppe, Lydda und Caesarea (Apg 9-10) haben ihm vielleicht geholfen, seine eigentlichen Gaben kennen zu lernen und seine Berufung zu ergreifen. Vielleicht kann sich auch die Petrusgruppe in Korinth auf einen Besuch des Apostels in der Stadt zurückführen.

Als Quellen stehen uns noch die beiden Petrusbriefe zur Verfügung, auffallend ist der Hinweis auf die Verklärung Jesu (2.Petr 1,17 f. vgl. Mark 9,3; Luk 9,29). Über seinen weiteren Lebensweg erfahren wir im Neuten Testament sonst nichts weiter.

Das genaue Missionsgebiet des Petrus kennen wir nicht, in 1.Petr 1,1 werden Regionen in Kleinasien genannt. In Antiochia treffen wir Petrus in einer aufschlussreichen Auseinandersetzung mit Paulus (Gal 2,11 ff.). Hat er also in Syrien missioniert? Oder arbeitete er in Kleinasien, wohin der 1. Petrusbrief adressiert ist? Oder hat er unter den Juden im Zweistromland gearbeitet, dafür spräche die Absenderangabe „Babylon“ im 1.Petrusbrief. Wieder andere meinen, das genannte „Babylon“ sei ein Deckname für Rom. So erstaunlich es auch ist, die Spur des Petrus verliert sich plötzlich. Natürlich könnte man noch annehmen, dass Petrus auch als reisender Missionar die Leitung über die Christenheit innegehabt hat. Dagegen spricht jedoch der Bericht des Paulus von seiner Begegnung mit Petrus in Antiochia.

Offenbar lebt Petrus zunächst in Tischgemeinschaft mit den Heidenchristen, wie es seiner universalen Missionssicht entspricht. Als jedoch Gesandte des Jakobus aus Jerusalem kommen, zieht er sich von den Heidenchristen zurück. Das nimmt Paulus zum Anlass, ihn vor allen zurecht zu weisen. Deutlicher kann man nicht belegen, dass Petrus nicht mehr die Gesamtleitung der Christenheit hat, dass er sich vielmehr Jakobus unterordnet und daher diesen „Fehltritt“ begeht. Seine Tischgemeinschaft mit den Heidenchristen zeigt jedoch auch, dass er eigentlich Paulus sehr nahe steht. Im Umgang mit den Heidenchristen überschreitet er alle Grenzen, die Juden traditionell beachten. Aber er nimmt Rücksicht auf die konservative jüdische Fraktion in Jerusalem. Wieder ist Petrus als Versager gezeichnet, der die Tischgemeinschaft mit den Heidenchristen aus Rücksicht vor den Judenchristen unter Leitung des Jakobus aufgibt.

Anlässlich des Apostelkonzils in Jerusalem wird von allen Seiten anerkannt, dass Gott nicht die Person ansieht. Man teilt die Missionsgebiete auf: Paulus und Barnabas gehen zu den Völkern, Petrus und die Jerusalemer Gemeinde gehen zu den Juden; die Einheit der Christenheit wird dadurch gewahrt, dass sich Paulus zur Kollekte für die Armen in Jerusalem verpflichtet (Gal 2,7-10). Bei der Apostelkonferenz nimmt Petrus vielleicht schon als Missionar teil, wie uns auch Apg 15,7 ff. verdeutlicht, die Entscheidung formuliert bereits Jakobus, nicht Simon Petrus.

Die Quellen schweigen zum weiteren Leben des Petrus. Wir sind meist auf Vermutungen und halbe Legenden angewiesen. Seine Reisen führen Petrus schließlich vermutlich auch nach Rom, so lässt sich aus der „versteckten“ Andeutung in 1.Petr 5,13 schließen, wo als Abfassungsort Babylon angegeben wird. Die Gemeinde in Rom ist jedoch bereits entstanden, er ist also nicht ihr Gründer. Sie wird bis ins 2. Jahrhundert von einem Kollegium von Presbytern geleitet und von keinem monarchischem Bischof. Insofern ist Petrus nicht erster Bischof von Rom, auch wenn Irenäus von Lyon ihn am Ende des 2. Jh. so bezeichnet.

Da die Gemeinde in Rom einen ganz großen Anteil von Judenchristen gehabt haben dürfte, ist ein Besuch des Petrus allerdings möglich. So berichten es denn auch Papias, Klemens von Alexandrien, Irenäus von Lyon, Euseb von Caesarea und Hieronymus. Im Jahre 42 ist er nach dem Zeugnis des Euseb dort eingetroffen, wo er 25 Jahre lang der Gemeinde als Bischof vorgestanden haben soll – mit der Unterbrechung der Reise nach Jerusalem zum Apostelkonzil. Unklar erscheint, warum Paulus ihn bei seinen Grüßen im Römerbrief aber nicht erwähnt. Nach 25 Jahren stirbt er dort als Märtyrer im letzten Regierungsjahr des Kaisers Nero (67/68). Im Zuge der Christenverfolgung Kaiser Neros nach dem Brand Roms (64 n. Chr.), so nehmen manche Forscher heute an,  stirbt Petrus als Märtyrer. Sichere Angaben haben wir dazu freilich auch nicht.

Spätere Legenden berichten, dass er mit dem Kopf nach unten gekreuzigt worden ist. Es wird auch berichtet, dass er bei Anbruch der Verfolgung aus der Stadt eilt. Als Zeuge Jesu wird er noch gebraucht. Vor den Toren begegnet er Jesus und fragt ihn: Wohin gehst Du, Herr? Jesus antwortet, dass er in die Stadt geht, um erneut gekreuzigt zu werden. Da begreift Petrus, dass nun nicht die Flucht, sondern das Martyrium angezeigt ist. Und so kehrt er um in die Stadt und bezeugt bis in den Tod das Evangelium. Eine schöne, für Petrus passende Legende. Hat sie sich so ereignet?

Fazit

Petrus ist ein leidenschaftlicher Nachfolger Jesu, seine Autorität als Gemeindeleiter nach Jesu Himmelfahrt scheint unangefochten. Er leitet den Neuanfang der Gemeinde in Jerusalem ein, ist für kurze Zeit auch Leiter der Gemeinde in Jerusalem, doch bald zieht er mit seiner Frau als Missionar umher und arbeitet vor allem unter Juden. Schließlich stirbt er vermutlich in Rom als Märtyrer. Ein Vorbild ist er für uns durch sein unbekümmertes, tiefes Vertrauen zu Jesus. Wir alle können ihm darin folgen und Nachfolger Petri sein.

[1] Ihre Nähe zu Griechen lässt sich vielleicht auch aus dem NT fassen: Als griechische Pilger auf dem Passahfest in Jerusalem Jesus kennenlernen möchten, wenden sie sich zunächst an Philippus und Andreas (Joh 12,20-22).