Am Reformationsfest feiern wir wohl wieder den Reformator. Das ist ja auch richtig so. Von vielem hat er die Menschen seiner Zeit befreit. Aber er hat uns auch an manchen Abgrund geführt. Waren die Religionskriege alternativlos? War die Aufgaben der konfessionellen Einheit alternativlos?

Heute werfen wir einen Blick auf die Bildung. Lange Zeit schienen Reformation und Bildung wie Zwillinge. Was wenige wissen, war der fast totale Zusammenbruch von Bildungseinrichtungen durch die Reformation. Das plötzliche Ende der Klöster führte auch zur Aufgabe der von ihnen getragenen Bildungseinrichtungen. Eine Bildungskatastrophe bahnte sich an.

Man erwartet einen Aufbruch der Bildung – das Gegenteil ist der Fall. Die Auswirkungen der Reformation auf das Bildungswesen sind zunächst verheerend: Wo sich die Reformation verbreitet, gehen Schulen und oft auch Universitäten ein, denn Schulen werden damals von Klöstern unterhalten, mit deren Auflösung werden auch deren Bildungseinrichtungen geschlossen. Die Aussichten für künftige Pfarrer scheinen auch wegen des allgemeinen Priestertums schlecht. Manche reformatorischen Kräfte betonen die innere Erleuchtung der Glaubenden stärker als das herkömmliche Studium. 

Überall gehen daher Schüler- und Studentenzahlen zurück, es droht Pfarrermangel! Luther schreibt daher 1524 an Bürgermeister und Ratsherren der Städte, um sie zur Schulgründung zu bewegen. Aber das Problem bleibt – daher veröffentlicht er 1530 eine Predigt zum Thema, um die Eltern zu motivieren, ihre Kinder zur Schule zu schicken. Aber noch in den 1540er Jahren herrscht Pastorenmangel, selbst Handwerker werden daher ordiniert.

Daher wirbt er für die Zukunft des „geistlichen Standes“, der die Menschen zum Glauben ruft und ihnen dadurch die Hoffnung ewigen Lebens vermittelt durch Predigen, Taufen, Sünden ansprechen und vergeben, Trösten, Warnen, Mahnen usw. (Predigt 1530). 

Auch legt der Reformator die glänzenden Einstellungschancen dar, dass ein enormer Pfarrermangel drohe, wenn man nicht umgehend „Knabenschulen und Hohe Schulen“ gründe (Predigt 1530).

Was bahnt sich da an?