Riemann hat vier Persönlichkeitsstrukturen herausgearbeitet, die auf vier Grundformen der Angst basieren und menschliches Verhalten bestimmen. Auch wenn seine Sicht sehr alt ist, finde ich seine Sicht mitunter als hilfreich. Am besten stellt man sich diese Dimensionen wie ein Achsenkreuz mit den Dimensionen Distanz und Nähe bzw. Wechsel und Dauer vor.

Distanz – Angst vor der Selbsthingabe und Abhängigkeit, Suche nach Unabhängigkeit, Autonomie und Freiheit. Probleme: Herrschsucht, Respektlosigkeit. Typischer Beruf: Ingenieure, Erfinder und Entdecker, Bibliothekar. Das Lebensmotto lautet: „Jeder für sich!“
Wechsel – Angst vor Unfreiheit und Festlegung, Suche nach Veränderung, Wandel und Abwechslung. Probleme: Oberflächlichkeit, Geltungsstreben, Eitelkeit. Beruf: Schauspieler, Politiker, oft auch Erfinder und Evangelisten. Lebensmotto: „Mir ist danach!“
Nähe – Angst vor ihrer Selbstwerdung und Isolation, Suche nach Geborgenheit, Harmonie und Miteinander. Probleme: Hörigkeit, Unselbständigkeit. Typischer Beruf: Erzieher, Lehrer, Gesundheitspflege, Berater, Pfarrer. Lebensmotto: „Ich für dich, du für mich!“
Dauer – Angst vor Veränderungen und Chaos, Suche nach Sicherheit und Ordnung. Typischer Beruf: Verwaltungsbeamte, Buchhalter, Korrektoren, Kontrolleure, Richter. Lebensmotto: „Das gehört sich so!“

In Reinform werden wir den Persönlichkeitsstrukturen kaum begegnen, meist vermischen sich die vier Formen unterschiedlich: Manches ist stärker, manches schwächer ausgebildet. Insgesamt erscheint jedoch eine Struktur im Vordergrund zu stehen, sie bestimmt dann Denken, Fühlen und Handeln. Viele unserer Gaben und Fähigkeiten zeigen unsere Grundstruktur, genauso haben wir alle unsere Schattenseiten.Auch wenn es keine reinen Typen gibt, haben die meisten Menschen doch ihr Heimatgebiet: Hier erleben sie Abgrenzung (zwischen Nähe und Distanz) und Berechenbarkeit (zwischen Dauer und Wechsel), wie es ihnen gemäß ist. Dabei handelt es sich nicht um einen Punkt, sondern um eine Fläche. Jenseits unseres Heimatgebietes gibt es Bereiche, die uns unzumutbar, fremd, inakzeptabel erscheinen. Diese Intoleranz versuchen wir mit vielen guten Gründen zu rechtfertigen. Viele werden regelrecht „missionarisch“.